Deutsches Debakel bei Olympia: Analyse und Ausblick

Deutsches Debakel bei Olympia: Analyse und Ausblick

Beim olympischen Eishockeyturnier in Peking ist das DEB-Team zum frühestmöglichen Zeitpunkt ausgeschieden. Nachdem man sich hohe Ziele gesetzt hatte, ist die Enttäuschung nun dementsprechend groß. Schon im Mai steht allerdings das nächste Großereignis an.

Der Fünfte der Weltrangliste hatte aus seinen großen Ambitionen keinen Hehl gemacht. Nach Silber vor vier Jahren sollte es auch diesmal eine Medaille sein – am liebsten sogar die goldene. Dieses hohe Ziel schien nicht unrealistisch. Schließlich fehlten wie schon in Pyeongchang die NHL-Profis und die Nationen rückten deshalb qualitativ noch etwas enger zusammen.

In Peking wurde man dann aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der größte Unterschied zur Silbersensation war wohl die fehlende Einheit auf dem Eis. Man erreichte hier nie das Level vergangener Turniere. Unbedingter Kampfeswille und die richtige Körpersprache waren in allen vier Spielen Mangelware. Die deutsche Mannschaft konnte ihre eigentliche Stärke nie richtig ausspielen.

Natürlich fehlte es aber auch im taktischen und technischen Bereich. Der Spielaufbau des DEB-Teams war häufig fehlerhaft, besonders wenn man vom Gegner aggressiv angelaufen wurde. Schon die Kanadier und die US-Amerikaner hatten gegen Deutschland auf permanentes Forechecking gesetzt. Die Slowaken nutzten nun dieselbe Taktik. Die deutsche Mannschaft und ihr Trainer fanden zu keinem Zeitpunkt im Turnier ein Mittel dagegen.

Damit offenbarten sich auch Schwächen in Söderholms Spielidee: Auf der weniger breiten Eisfläche Pekings scheiterten seine Schützlinge regelmäßig dabei, unter Druck spielerische Lösungen zu finden. Hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert gewesen.

Nach Olympia ist vor der Weltmeisterschaft

Es ist der erste Dämpfer für das deutsche Eishockey seit dem Silbergewinn vor vier Jahren. Unter Söderholm war es stetig aufwärtsgegangen. Nun man erstmals mit einem echten Rückschlag umgehen.

Glücklicherweise bietet sich bereits in drei Monaten die Chance zur Wiedergutmachung. Bei der Weltmeisterschaft in Finnland trifft Deutschland in der Gruppenphase unter anderem auf die beiden Teams, gegen die man in Peking chancenlos war: Kanada und die Slowakei. Wenn die deutsche Mannschaft ein gutes Turnier spielt, kann man das Abschneiden bei Olympia als Ausrutscher abtun. Wenn dies nicht gelingt, muss man die Versäumnisse schonungslos benennen und aufarbeiten.

Nach der Weltmeisterschaft endet auch Söderholms Vertrag. Der Bundestrainer hat sich noch nicht entschieden, ob er beim DEB weitermacht. Es ist also in doppelter Hinsicht ein wegweisendes Turnier.

Titelbild: AFP

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