Streiksaison 2004/2005: Vierhundertfünfundachtzig Tage ohne NHL-Eishockey

Streiksaison 2004/2005: Vierhundertfünfundachtzig Tage ohne NHL-Eishockey

Als die 88. NHL-Saison aufgrund des Lockouts der Spieler gänzlich ausfiel, war das ein absolutes Novum in der Geschichte der Liga. Nachdem auch der letzte Versuch einer Einigung scheiterte, verteilten sich viele NHL-Profis auf die Eishockeyligen Europas. Auch der Stanley Cup fand erstmals seit 86 Jahren keinen Sieger.

Eigentlich hätte die Spielzeit mit ihren 1230 Spielen im Oktober 2004 beginnen sollen, doch bereits am 16. September gingen die Spieler vertreten durch ihre Gewerkschaft NHLPA in den Streik. Sie protestierten damit vor allem gegen die Einführung eines Salary Caps, also einer Gehaltsobergrenze in der Liga. Das letzte Abkommen zwischen Liga und Gewerkschaft, das Collective Bargaining Agreement, war am Vortag des Streikbeginns ausgelaufen und die beiden Parteien konnten sich nicht auf ein neues einigen. Bisher hatten die Clubs 76 Prozent ihrer Einnahmen für die Spielergehälter aufgewendet. Die Clubbesitzer pochten daher auf den Salary Cap, die Spieler waren strikt dagegen.

Diese gegensätzlichen Positionen führten dazu, dass es bis in den Februar hinein zu keiner Einigung kam und kein Spielbetrieb aufgenommen werden konnte. Am 16. Februar musste Commissioner Gary Bettman dann die komplette Saison absagen, nachdem letzte Verhandlungen erneut gescheitert waren.

Viele NHL-Spieler hatten während des Streiks zuerst in unterklassigen Ligen gespielt, doch als klar wurde, dass sich der Lockout länger hinziehen würde und sogar ein Ausfall der Saison im Raum stand, wechselten knapp 400 von ihnen aufgrund der besseren Bezahlung in europäische Ligen. In Deutschland profitierten vor allem Berlin, Frankfurt, Ingolstadt und Mannheim, die sich einige NHL-Stars sichern konnten. Beim Deutschen Meister Eisbären Berlin wurde mit Erik Cole einer dieser Spieler aus Übersee als Playoff-MVP ausgezeichnet.

Verwaister Stanley Cup

Erstmals seitdem die Finalserie um den Stanley Cup 1919 aufgrund der Spanischen Grippe abgebrochen werden musste, gab es keinen Sieger des prestigeträchtigsten aller Pokale. Es gab zwar verschiedene Ideen, wie und an wen man den Stanley Cup trotzdem vergeben könnte, doch letztendlich wurde nur “2004/05 SEASON NOT PLAYED” eingraviert. Auf den vorherigen Sieger Tampa Bay Lightning folgten deshalb erst 2006 die Carolina Hurricanes.

Die NHLPA musste sich letztendlich fügen und den Salary Cap akzeptieren. Im neuen Collective Bargaining Agreement, das im Juli 2005 geschlossen wurde, war eine solche Gehaltsobergrenze enthalten.

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